Das allererste Taubblinden-Wochenende der Deutschen Gehörlosen-Jugend fand am Wochenende von 22. -24. Oktober in Göttingen statt. Die Organisation und Durchführung hat die Referatsgruppe „Taubblind“ übernommen, diese Gruppe wurde 2020 bei der Bundesjugendversammlung aufgrund eines hohen Bedarfes gegründet.
Unter „Taubblind“ fallen sehr viele unterschiedliche Seh- und Höreinschränkungen, daher ist es umso wichtiger für die sehr heterogene Gruppe, ein Austauschplattform zu haben.
Die Vorbereitungsphase wurde selbstständig von den Taubblinden durchgeführt, das führte auch zu einer Selbstbewusstseinsstärkung der Betroffenen. So konnten sie auch ein Vorbild der Teilnehmer*innen sein, denn sie zeigen, dass eine Taubblindheit kein Hindernis ist Veranstaltungen zu organisieren. Für die Vorbereitung und Durchführungsphase sind zusätzliche Hilfsmittel notwendig. So muss das ganze Team auf ihre Kleidung achten, damit die Gebärden auf einem schwarzen „Hintergrund“ (= T-Shirt) zu sehen sind.
Bereits einen Tag vor der Veranstaltung traf das Organisationsteam vorab in der Jugendherberge, um das Seminarraum vorzubereiten und sich abzusprechen. Der Seminarraum wurde mit Schwarzen Hintergründen und Klebeband ausgestattet, sodass alle Referent*innen wussten, wo sie stehen müssen für eine optimale Sicht für die Teilnehmer*innen.
Am Freitag – Europäische Tag der Taubblinden – der trafen die Teilnehmer*innen und die Taubblindenassistenten ein. Für die Kennenernrunde wurde ein Duftspiel gespielt – der Duftsinn ist bei erblindeten Menschen besonders ausgeprägt. Die Teilnehmer*innen mussten anhand Dufttücher sein Duftpartner finden, daraufhin sollten sie sich einander vorstellen. Nach etlichen Kennenlernspielen wurde der Abend in der Jugendherberge zwangslos ausgeklungen.
Für den Samstag wurde Uwe Zelle eingeladen, er hielt einen Workshop zum Thema „Persönliches Empowerment“. Dort hatte Herr Zelle die Möglichkeit sein Lebensweg zu erzählen und wie er zu seine Akzeptanz der Blindheit kam. Dieser untermalte er mit unterhaltsamen Anekdoten z.B. über seinen Blindenstock. Der Blindenstock ist einerseits ein wichtiges Hilfsmittel für Blinde, aber zugleich auch ein sehr auffälliges, womit einige ein Problem haben. Uwe Zelle schaffte es mit seinen Ausführungen die Scham vor dem Blindenstock bei den Teilnehmenden wegzunehmen. Lela Finkenbeiner gab den Teilnehmenden konkrete Lösungsstrategien für den Umgang mit seiner Taubblindheit.
Wer sonntags besonders früh aufwachte konnte an der Yoga-Stunde von Til Prigge teilnehmen. Die besondere Herausforderung hierbei war, die Bewegungen nachzuahmen – unterstützt durch Taubblindenassistenten. Viele der Teilnehmenden haben es erfolgreich gemeistert und ihr Körpergefühl neu entdeckt.
In der Feedbackrunde wurde sehr viel positives Feedback hinterlassen – viele hoffen auf eine Fortsetzung eines Taubblinden-Workshops und freuten sich über ein vergrößertes Netzwerk. Der einzige Wehmutstropfen war, dass die Jugendherberge nicht ganz barrierefrei war.
Wir danken ganz herzlich der BKK Dachverband e.V. für die finanzielle Förderung!