Vom 20. bis 28. Juli 2008 fand das EUDY Camp in Belgrad, die Hauptstadt Serbiens, statt. Dort trafen sich junge Gehörlose im Alter von 18 bis 30 Jahren. Aus 27 Ländern Europas waren von jedem Land jeweils 2 – 4 Leute dabei.
Ein Teil von uns war in einem Hotel und ein anderer Teil auf einem Gelände mit Blockhütten untergebracht. Wir hatten täglich ein fast volles Programm, das morgens um 8 Uhr mit dem Frühstück begann und bis zum Abend dauerte. Es gaben Vorträge, Präsentationen, Workshops und Diskussionen zu unterschiedlichen Themen wie: Deafhood, Menschenrechte, Leitung, Verbesserung unserer Situation im Bereich der Bildung, Barrierefreiheit, Kultur usw. Natürlich mussten wir uns nicht nur bilden, es blieb auch noch genügend Freizeit übrig um z.B. Ausflüge und Spielabende zu machen.
Hier möchte ich euch einen kurzen Eindruck zum Vortrag „Leadership and Advocacy“ geben. Die Referentin legte auf Stühle in den ersten Reihen Karten, auf denen z.B. Deafhood, WFDYS Camp usw. – eben was mit uns Gehörlosen zu tun hat – stand. Diejenigen, die die Karten hatten, mussten auf die Bühne gehen und sagen, was auf der Karte steht. Der Erste kam, sagte, was auf der Karte stand, und gab sie dann an die Referentin weiter. Was machte sie? Sie zerriss das Papier, warf es weg und tat, als ob nichts passiert wäre. So ging es weiter bis die achte Person an der Reihe war. Dann fing die Referentin an, alle Karten zu sammeln, legte sie aufeinander und versuchte sie zu zerreißen, was es ihr aber natürlich nicht gelang. „Ihr seht, gemeinsam seid ihr stark! Haltet immer zusammen! Ihr könnt etwas erreichen, wenn ihr an einem Strang zieht.“ Das hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Ein paar kreative Köpfe haben einige gute Ideen gesammelt. Es sollte z.B. einen Europäischen Gehörlosen Kongress in Straßburg oder Deaf Drugo Awareness geben. Oder wir sollten z.B. eine Sign Language School (Gebärdensprachschule) gründen. Es gibt ja Schulen zu bestimmten Sprachen wie English und Französisch und unsere Gebärdensprache ist ja auch eine inzwischen in einigen europäischen Ländern anerkannte Sprache!
Eine traurige Feststellung, die wir gemacht haben, ist, dass deutlich klar wurde, dass diejenigen, die aus den ärmeren europäischen Staaten kommen, nicht soviele Bildung erhalten wie diejenigen aus den reicheren Industrieländern. Ein paar Leute aus dem Osten wurde es dank EUDY Camp bewusst, dass dies dringend verändert werden muss.
Bei einem Ausflug in den Norden, bei dem wir über verschiedene Dörfer von Belgrad nach Novi Sad gefahren sind, bekamen wir einen kleinen Eindruck über die Lebensweise und die Kultur der Menschen in Serbien.
Mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken fuhren wir wieder nach Hause – mit einem Funken Hoffnung, dass alle in ihrem eigenen Land aktiv werden und die Situation der Gehörlosen zu verbessern versuchen.
Schön war für mich vor allem auch, so viele Gehörlose unterschiedlicher Nationalität kennen zu lernen. Ich konnte viele Kontakte knüpfen und wie alle wissen die mich kennen, habe ich Hummeln im Hintern und so werde ich wohl bald wieder auf eine Reise gehen, um Leute vom Camp zu besuchen.
Zurück in Deutschland wurde mir erst einmal bewusst, in was für einem Wohlstand wir gegenüber den europäischen Ländern im Osten leben und zum Schluss bleibt mir nur noch übrig, euch die Teilnahme an dem nächsten EUDY Camp 2010 in der Schweiz zu empfehlen!
Miriam Hörterer