Mit 22 gehörlosen Kindern aus ganz Deutschland im Gepäck ging es dieses Jahr vom 05. bis 14. August 2008 mit dem Kindercamp nach Steibis/Oberstaufen ins Allgäu. Die Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren kamen aus allen Ecken der Bundesrepublik: 8 Kinder aus Bayern, 4 aus Hamburg, 3 aus Baden Württemberg, 3 aus Niedersachsen, 2 aus Berlin und 2 aus Sachsen. Leider waren kurzfristig zwei Kinder krank geworden und konnten daher nicht teilnehmen. In der Gruppe gab es auch 3 Kinder, die lernbehindert waren, davon eine zusätzlich gehbehindert. Sie alle wurden problemlos von den anderen Kindern angenommen und in die Gruppe integriert.
Der Träger ist Deutsche Gehörlosen Jugend e.V, München. Die Leitung übernimmt Nadine Höchtl und organisiert alles für KC. Nadine Höchtl ist heuer zum 2. Mal Kindercamp-Leiterin. Sie ist seit 4 Jahren für Kindercamp tätig. Markus Meincke ist seit 2000 für Kindercamp und Jugendcamp zuständig. Heuer war er unser Mentor. Er führt Betreuerschulung und unterstützt KC-Leiterin Nadine Höchtl in allen Bereichen.
Das Betreuerteam bestand aus Lukas Wozniak, Olga Rogachevskaya, Elina Büter und Daniela Michel und Nicolas Bretschneider. Letzterer unterstütze zudem auch die Leitung des Teams, Nadine Höchtl. Die Zusammenarbeit unter den gehörlosen Betreuern klappte hervorragend.
Die Aufteilung der Zimmer erfolgte bei den Mädchen durch Verlosung. Dieses Jahr durften sogar Freundinnen gemeinsam an der Verlosung teilnehmen, sodass sie zusammen bleiben konnten. Die Jungen bewohnten gemeinsam ein großes 8-Bett-Zimmer.
Nach der ersten spannenden Nacht in der neuen Unterkunft wurden die Kinder in insgesamt vier Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekam eine eigene Farbe und überlegte sich zudem einen eigenen Namen: Weiße Gruppe erfanden es Deaf-Kids, Gelbe Gruppe tauften es Deaf-Biene, die orange Gruppe nannten es Alpen-Sonnen-Champions und blaue Gruppe bekam der Name nach dem Farbe Deaf-Wasser. So wurden das Gruppengefühl und der Teamgeist der Kinder gestärkt. Die Betreuer konnten die einzelnen Gruppen gut an deren T-Shirt Farbe erkennen und den Überblick behalten.
Das Programm war vielfältig und bunt: Ob Schwimmen im Hallenbad Aquaria in Oberstaufen, eine Wanderung zum Buchenegger Wasserfall, eine leichte Bergwanderung – je nach Wetter erkundeten wir die Gegend. In der Zwischenzeit wurden zahlreiche Spiele gespielt: „1,2 oder 3“, ein Harry Potter – Quiz oder Montagsmaler. gefördert werden Auf Entdeckung ging es mit einer legendären Schnitzeljagd. Täglich gab es auch Bildungsangebote für die Kinder mit Themen wie „Klimawandel – Umweltschutz“, „Straßenkinder“, „Wie man den Möwen das Fliegen beibringt“, „Das Wunder der Tiere“ und so weiter. Außerdem wurde gemeinsam mit den Kindern über deren Berufswünsche diskutiert und über verschiedene Berufe informiert.
Kreativ ging es beim Basteln mit Naturmaterialien weiter. Die Kinder gestalteten einfallsreich und voller Eifer Accesoires, Schmuck u.ä. zum Thema Pflanzenkönigin. Außerdem wurden immer wieder Freizeitspiele angeboten. Klarer Favorit unter den Kindern war der Tischtennisraum, in dem sie jede freie Minute verbrachten. An heißen Tagen kühlten sie sich immer wieder beim Schwimmen im See ab. Unser Ziel ist es, die Kinder nach ihrem Alter und Fähigkeit entsprechend zu fördern und ihr Teamgeist, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen zu stärken, nicht zu vergessen auch die Motorik, Wortschatz, usw. zu erweitern. Alles in allem soll es Spaß geben. Auch wenn es Bildungsangebote gibt, das machen wir alles spielerisch, dass sie darin Spaß und Interesse zeigen, nicht den üblichen „trockenen Unterrichtsstoff“ von der Schule von einem hörenden Lehrer/innen, die nicht perfekt DGS-Sprache beherrschen.
Apropos die Sprache – alle Betreuer und alle Kinder beherrschen DGS (Deutsche Gebärdensprache). So klappte die Kommunikation zwischen Betreuer/innen und Kindern einwandfrei. Sogar einige Kinder haben es nicht gewusst und so waren sie ganz aus dem Häuschen als sie feststellten. Für die Kinder ist es einmalig, mit so vielen gleichaltrigen und gleichsprachigen Kindern Urlaub zu machen. In der Schule kennen sie sich zwar auch z.T. gegenseitig, aber die Ferien bieten noch mal mehr Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen und soziales Verhalten zu lernen und von gehörlosen Erwachsene (Betreuer/innen) eine Vorbildsfunktion zu finden.
Natürlich gab es immer wieder Momente, woran wir gerne daran erinnern:
Als ob alle Amors, so genannte Engel der Liebe, sich um Hubertushaus mit ihren Pfeilen versammelt haben. So viel Romeos und Julias hatten wir hier noch nie. Apropos Julias. Wir hatten hier eine mächtige Überzahl von Mädels. Jaja, um Romeos flogen richtig die Fetzen. Lackierte Fingernägel, lässige Posen und Lippen mit Gloss gehörten längst zu unserem Alltag.
Wenn unsere Bengel schlafen gehen, setzten wir uns im Flur und beobachteten mit Argusaugen die Zimmertüre. Nebenbei besprachen wir Tagesablauf für den nächsten Tag und stärkten uns mit Spezi und Schokolade
Bei einem Spiel auf dem Wiese – die Wiese ist sehr uneben und ziemlich nass vom tagelangen vielen Regen – fiel ein Mädchen unglücklicherweise voll aufs Boden und ihr Gesicht war voll braun. :-((
Beim Wandern zur Falkenhütte kam plötzlich starker Regen, alle wurden pitschnass als sie heimkamen, aber die Gesichter der Kinder leuchten so und meinen das war eine Regen-Party! Vorsorglich stecken wir alle unter der heiße Dusche um womöglich Schnupfen oder Husten zu vermeiden. :-)))
Schlammschlacht am See – so kann es lustig sein!
Insgesamt war das Kindercamp 2008 im Huberthaus im Allgäu mit der schönen Umgebung zum Wandern, bei dem die Natur hautnah zu erleben war, ein tolles und unvergessliches Erlebnis für die 22 Kinder und deren Betreuer.
Alles in allem war das Kindercamp überaus gelungen und wir freuen uns auf nächstes Jahr!